Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik mussten in so kurzer Zeit und unter solch unwägbaren Umständen (fehlendes Wissen!) so tiefgreifende Entscheidungen getroffen werden. Mit großer Disziplin haben die Mitbürger die nötigen „Zumutungen“ des lockdowns und der Kontaktbeschränkungen ertragen und umgesetzt; wir scheinen die erste Welle glimpflich überstanden zu haben. Auch in Ettlingen freuen wir uns über jede Lockerung und sorgen uns in erster Linie um die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie.
Als Kinderärztin möchte ich heute dafür werben, die Entwicklung der Kinder nicht zu vergessen: durch monatelange Schließungen von Schulen und KiTas sowie Spiel- und Sportplätzen fehlen Kindern und Jugendlichen wichtige Voraussetzungen für ihre körperliche, seelische und soziale Entwicklung.
Fehlende Tagesstrukturen in den Familien und wegfallende Hilfsangebote erhöhen die Gefahr von Vernachlässigung und Gewalt. Viele Familien und insbesondere die Mütter sind mit home-schooling und home-office am Rande ihrer Belastungsgrenzen. Manche Experten sprechen schon von einer „verlorenen Generation“, die über Monate keine institutionelle Bildung und Betreuung erfahren hat, aber später die finanziellen Folgen zu stemmen hat.
Lassen wir es mit unseren Kindern nicht soweit kommen!
In Dänemark z.B. sind die Schulen seit 4 Wochen wieder geöffnet. Es gibt kleine Gruppen, Unterricht im Freien, Lehrer arbeiten im Schichtdienst; selbstverständlich gelten Abstands- und Hygieneregeln. Das könnte ein Vorbild sein.
Dr. Birgit Eyselen, Stadträtin