Das Gebäude des Eichendorff-Gymnasiums aus den 1950er Jahren muss saniert werden. Das ist schon seit vielen Jahren klar. Bei der letzten „Sanierung“ vor etwa 20 Jahren wurde im Wesentlichen die Fassade neu gestrichen. Viele erinnern sich sicher noch an die wochenlangen Diskussionen um das richtige Gelb. In Zeiten des Klimawandels würde man bei einem weitgehend schlecht oder gar nicht gedämmten Gebäude bei einem Fassadenanstrich das Wort Sanierung nicht mehr in den Mund nehmen. Da sind wir bei einem aus heutiger Sicht wesentlichen Problem des Gebäudes. Die Flure sind komplett nur einseitig mit Räumen belegt, wodurch das Gebäude ein aus energetischer Sicht sehr schlechtes Verhältnis von großer Oberfläche zu kleinem Volumen aufweist, was zusätzlich zur fehlenden Wärmedämmung Heizkosten erzeugt.
Da wird also aus Qualitäten des Gebäudes aus heutiger Sicht ein Nachteil. Aber diese Qualitäten sind nicht verschwunden: Großzügige Flure und Treppenräume, helle, freundliche Klassenzimmer und eine klare Gebäudeorganisation sind spürbare Vorteile dieses Gebäudes.
Die Frage ist, wie man Qualitäten erhält und mit den Nachteilen am Besten umgeht. Eine Machbarkeitsstudie vor Beginn der Sanierung macht also Sinn. Sollte man Gebäudeteile abbrechen und ersetzen oder kann man das Gebäude sinnvoll ergänzen ohne seine Qualitäten zu zerstören? Heutige Erfordernisse (Räume für den Ganztagesbetrieb, Lernateliers) müssen natürlich ergänzt werden. Durch Ergänzung könnte man mehr Volumen mit wenig zusätzlicher Oberfläche schaffen.
Zwischen „einfach nur dämmen“ und „Abbruch und Neubau“ wird sich hoffentlich eine behutsame Zwischenlösung finden, die die Qualitäten des bestehenden Gebäudes erhält.
Berthold Zähringer, Stadtrat