Haushaltsrede 2021

Liebe Leserinnen und Leser,

die Haushaltsverabschiedung 2021 fällt aufgrund der Coronakrise und der damit verbundenen Unwägbarkeiten aus dem üblichen Rahmen.

  • Nicht nur, dass viele zusätzliche Aufgaben hinzukamen, Umstellungen und Anpassungen in der Verwaltung notwendig wurden,
  • nicht nur, dass man aufgrund der ständigen Veränderungen der politischen Vorgaben kaum noch Planungssicherheit für die nächsten Wochen hatte,
  • nicht nur, dass wir wegen unseres guten Haushaltsjahres 2019 mit erheblicher Mehrbelastung für 2021 „bestraft“ werden,
  • nein, auch die Einnahmen, die normalerweise sehr zuverlässig geplant werden können, sind als Folge der Coronakrise eingebrochen.

Doch bei all den finanziellen Problemen, die wir mit unserem diesjährigen Haushalt auch haben mögen, was wirklich zählt sind das Miteinander und der Zusammenhalt, gerade in Krisenzeiten. Dass man sich um die Schwachen kümmert und den Menschen hilft, die sich nicht selbst helfen können.

Genau das dürfen wir bei uns in Ettlingen in vielfältiger Art und Weise erfahren. Es ist beeindruckend wie stark das bürgerschaftliche Engagement in Ettlingen verwurzelt ist. Daher möchten wir unseren Dank nicht wie sonst üblich an den Schluss, sondern in dieser besonderen Situation an den Anfang stellen.

Wir bedanken uns bei all den vielen Menschen, bei den Vereinen, Kirchen, und Organisationen und auch den Gewerbebetrieben, die in der Coronakrise für andere da sind. Bedanken möchten wir uns auch bei denen, die aufgrund ihres Ehrenamtes, oder ihres Berufs an vorderster Front stehen, sich ihre Kontakte nicht aussuchen können und einem hohen Risiko ausgesetzt sind.

In unserer diesjährigen Haushaltsrede möchte ich darauf verzichten viele Einzelposten aus dem Haushaltsplan zu zitieren, die kann jeder im Internet nachlesen, sondern mich auf wenige, aber für unsere Fraktion dafür umso wichtigere Schwerpunkte konzentrieren.

Was uns jetzt und für die nächsten Jahre am meisten beschäftigen wird, nein beschäftigen muss, das vor dem wir seit Jahren immer wieder gewarnt haben, ist leider eingetreten. Wir stecken in einer massiven finanziellen Schieflage.

Die wichtigsten Zahlen dazu lauten:

  • minus 17.849.260,- Euro im Ergebnishaushalt

und

  • minus 17.683.610,- Euro im Finanzhaushalt

Das ist das veranschlagte, erschreckende Gesamtergebnis unseres diesjährigen Haushaltes.

Eigentlich soll der Ergebnishaushalt Überschüsse erzielen, um diese dem Finanzhaushalt für unsere Investitionen zuzuführen, aber nun müssen wir, wenn es wirklich so schlimm kommt, Kredite und Darlehen von bis zu 30 Millionen Euro aufnehmen, um unsere laufenden Kosten zu decken und nur die bereits geplanten Investitionen zu realisieren.

Erschreckend auch der Blick auf die mittelfristige Schuldenentwicklung. Danach würden wir bis Ende 2024 einen Schuldenstand in Höhe von

101,74 Millionen Euro

erreichen. Das muss mit allen Mitteln verhindert werden.

Gegengesteuert wird bereits durch eine beabsichtigte partielle Bewirtschaftungssperre. Bereits vor einem Jahr wurde eine Haushaltstrukturkommission, bestehend aus Vertretern der Verwaltung und des Gemeinderates, eingesetzt, die wegen Corona derzeit leider nicht zusammenkommen kann, ihre Arbeit aber baldmöglich fortsetzen wird.

Große Chancen den Haushalt zu konsolidieren und die vorhandenen Mittel effektiv einzusetzen bietet das „integrierte Stadtentwicklungskonzept“, kurz „ISEK“ genannt. Dazu ein Zitat unseres Herrn Oberbürgermeisters, dem wir uns anschließen:

„Nicht sagen, dass man alles will und das vorhandene Geld dann so aufteilen, dass jede Position halt einfach weniger bekommt, sondern mit dem vorhandenen Geld genau das richtigmachen, das Priorität haben soll.“

Nicht zuletzt stehen den Ausgaben für die Investitionen in der Regel die entsprechenden Gegenwerte gegenüber. Außerdem sind die Zinsen immer noch auf historisch niedrigem Niveau.

Als Silberstreifen am Horizont zeichnet sich inzwischen auch ab, dass wir z.B. bei unserer Haupteinnahmequelle, der „Gewerbesteuer“, mit höheren Einnahmen rechnen können als geplant, sofern uns die Pandemie nicht einen weiteren Strich durch die Rechnung macht.

Auch im Finanzhaushalt wird es wieder so sein, dass bei weitem nicht alle im Vorjahr geplanten Investitionsprojekte realisiert werden konnten, und auch in diesem Jahr nicht verbrauchte Haushaltsmittel übertragen werden können.

Hinzu kommen hoffentlich noch weitere Unterstützungen von Land und Bund.

Dennoch wird für viele wünschenswerte Dinge in Zukunft schlicht und einfach kein Geld mehr da sein.

Das heißt im Klartext, dass wir künftig sämtliche Ausgaben, insbesondere für die Investitionen, auf den Prüfstand stellen müssen. Vor allem müssen wir uns jedes Mal fragen:

Handelt es sich um eine Pflichtaufgabe, oder eine freiwillige Leistung?

  • Gibt es Aufgaben und Projekte mit höherer Priorität?
  • Brauchen wir das Projekt wirklich?
  • Brauchen wir es in der gewünschten Dimension, oder geht es auch eine Nummer kleiner?
  • Gibt es Möglichkeiten für Synergieeffekte?
  • Haben die Stadt, bzw. die Bürger durch die Investition einen Mehrwert, der den Aufwand lohnt?
  • Ist die geplante Investition oder die vorgesehene Ausgabe wichtig für unser kommunales Zusammenleben?

Sind aber alle unsere finanziellen Probleme der Pandemie geschuldet? Wir glauben das nicht. Die Coronakrise hat unsere Situation zwar erheblich verschärft und für unerwartete Probleme gesorgt, aber unsere finanzielle Situation wäre auch so immer schlechter geworden. Schon im letzten Haushaltplan waren bis Ende 2023 Schulden in Höhe von 63,68 Millionen prognostiziert. Die fetten Jahre sind nun mal einfach vorbei.

In so gut wie jeder Haushaltsrede der letzten Jahre haben wir das Sprichwort „Spare in der Zeit, dann hast du in der Not“ bemüht und darauf gedrungen bei den Ausgaben mehr Disziplin walten zu lassen. Weg vom „darf es etwas mehr sein“, weg vom „nice to have“, hin zu notwendig, zweckmäßig, gut und günstig, ohne kostspielige Schnörkel. Genützt hat das leider nicht besonders viel, denn gespart wurde wenig.

Auch ohne Coronakrise hätte wir es kaum geschafft die Abschreibungen für die Investitionen zu erwirtschaften. Dafür wäre wieder ein Sonderergebnis (z.B. durch den Verkauf städtischer Grundstücke) nötig gewesen. Inzwischen belaufen sich die jährlichen Abschreibungen auf 11,2 Millionen Euro, Tendenz steigend. Denn mit jeder neuen Investition erhöhen sich gleichzeitig die Aufwendungen für die jeweiligen Abschreibungen. Und es stehen noch viele Investitionen auf der Agenda.

Man kann diese Entwicklung positiv beeinflussen, indem man nicht begonnene Projekte aufgibt, zurückstellt, oder ein kleineres Maß reduziert. Hilfreich wäre z.B., dass man in die kommenden Haushaltspläne grundsätzlich nicht mehr Investitionsprojekte einstellt, wie die Verwaltung überhaupt schaffen kann. Das wäre erfahrungsgemäß jährlich ein Investitionsvolumen von ca. 13 Millionen. Wenn die verplant sind, dann muss eben Schluss sein. Das erfordert eine Priorisierung und kluge Vorausplanung. Wir haben z.B. jetzt schon für den Haushalt 2022, also im nächsten Jahr, Verpflichtungsermächtigungen für Investitionen in Höhe von 8.825.640 Euro eingeplant. Dieses Geld steht also schon mal nicht mehr für neue Projekte zur Verfügung.

Unser Glück ist, dass die Stadt Ettlingen, im Gegensatz zu vielen anderen Kommunen, im Bereich der Gewerbesteuer zahlenden Betriebe breit aufgestellt ist. Das Steueraufkommen ist in allen Bereichen vergleichsweise hoch und recht zuverlässig vorausplanbar. Wir haben also eine gute Basis, um unsere Stadt zukunftssicher weiterentwickeln zu können, und dabei auch die bestehenden guten Strukturen zu erhalten und zu pflegen.

Noch sind unsere Verpflichtungen einigermaßen überschaubar. Noch können wir den Gürtel enger schnallen, ohne uns dabei kaputt zu sparen, und ohne dass unser kommunales Leben dabei auf der Strecke bleibt. Noch können wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen.

Aber nur wenn wir maßhalten, wenn wir gemeinsam Opfer bringen, uns hinterfragen und wegkommen vom immer noch stark verwurzelten Kirchturmdenken.

Wir Mandatsträge müssen mutig sein und wir müssen bescheiden sein. Wir alle müssen Opfer bringen und wir müssen den Bürgern die Notwendigkeit erklären. Unser oberstes Ziel muss sein, unseren Nachfolgern keinen Schuldenhaushalt zu hinterlassen, der ihnen bildlich gesprochen die Luft zum Atmen abschnürt.

Bei allen finanziellen Problemen, die wir haben, können wir aber auch Chancen erkennen. Vielleicht hat die Coronakrise in dieser Hinsicht sogar etwas Gutes. Denn wir stehen jetzt nur etwas früher mit „heruntergelassenen Hosen“ da und können daher auch früher gegensteuern. Wenn wir alle an einem Strang ziehen, dann können wir das Miteinander, die Liebenswürdigkeit und die Besonderheit in unserer schönen Stadt, auch unter finanziell schlechteren Rahmenbedingungen, bewahren. Denn nur das große Ganze zählt.

Dafür ist „nur“ eine strikte Haushaltsdisziplin erforderlich, die von jedem politischen Verantwortungsträger abverlangt wird.

Aus unserer Sicht sollten daher viele Projekte, die sich in Planung befinden, aber mit denen noch nicht begonnen wurde, nochmals auf den Prüfstand.

Was ist uns besonders wichtig, um unsere Stadt auch künftig gut aufgestellt zu sehen?

Wichtig sind uns Bildung und Erziehung.

In diesen Bereich sehen wir die Stadt Ettlingen sehr gut aufgestellt und weiterhin auf einem guten Weg.

Wir haben viele und gut ausgestattete Schulen. Die Digitalisierung schreitet zügig voran, ebenso die Ausstattung der Schüler mit Tablets. Das Homeschooling hat auch dank vieler engagierter Lehreinnen und Lehrer überwiegend gut funktioniert.

Ebenso befinden sich in Ettlingen zahlreiche, personell und materiell gut aufgestellte Kindertagesstätten. Ein weiterer Kindergarten entsteht gerade auf dem Festplatz, der nächste ist im Bereich Kaserne Nord vorgesehen. Die Aufwendungen dieser Einrichtungen werden von der Stadt mit bis zu 90% gefördert. Die Corona bedingten Beitragsausfälle der Einrichtungen wurden von der Stadt weitgehend ersetzt.

Wichtig sind uns Sicherheit und Ordnung.

Der Kommunale Ordnungsdienst ist zwischenzeitlich personell in der Lage einen Schichtdienst und Wochenenddienste zu leisten. Darüber hinaus unterhält die Stadt noch einen ehrenamtlichen Gemeindevollzugsdienst, vor allem nachts und an den Wochenenden. Beide Organisationen arbeiten eng mit dem Polizeirevier zusammen.

Gerade die vielen notwendigen Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen im Zusammenhang mit den Corona-Beschränkungen haben gezeigt, wie wichtig es ist, dass die Stadt über gut aufgestellte Sicherheitskräfte verfügt. Wir setzen uns dafür ein, dass die Sicherheitsstandards im vorhandenen Umfang erhalten bleiben.

Ebenso Garant für unsere Sicherheit ist die Feuerwehr. Wir stehen hinter unseren Feuerwehrabteilungen, und haben höchste Achtung vor dem Engagement der Feuerwehrkameradinnen und Kameraden. Sie sind immer da, wenn man sie braucht. Die Einsatzfreude unserer Feuerwehr ist vorbildlich. Die Coronakrise hat den Feuerwehrdienst nicht einfacher gemacht. Trotz körperlich anstrengender Tätigkeit muss oft ein Mundschutz getragen werden, und bei der Rettung von Menschen können natürlich keine Abstände eingehalten werden.

Wir zollen den Feuerwehrfrauen und -männern in den Einsatzabteilungen, den höchsten Respekt und bedanken uns bei ihnen, genauso wie bei den Angehörigen der Altersmannschaften und den Jugendfeuerwehren für ihren Dienst für die Allgemeinheit.
Wir unterstützen in diesem Zusammenhang die Planungen für ein gemeinsames Feuerwehrhaus „Berg“ für die Abteilungen Schöllbronn, Spessart und Schluttenbach und versprechen uns davon erhebliche Synergieeffekte.

Wichtig ist uns die Bereitstellung von Wohnraum…

… und zwar von Wohnraum, den sich Menschen leisten können, die nicht zu den Topverdienern zählen, sondern für Bürgerinnen und Bürger, die von einem kleinen Einkommen, oder einer kleinen Rente leben müssen. Hier sehen wir, trotz vieler Bautätigkeiten in Ettlingen noch erheblichen Nachholbedarf. Ein Garant für günstige Mietwohnungen war bisher die Stadtbau GmbH. Das soll sie auch bleiben. Die Stadtbau soll weiterhin Wohnraum schaffen, der zu Konditionen unterhalb des Ettlinger Durchschnitts vermietet werden kann. Den Bau von teuren Mietwohnungen soll man privaten Investoren überlassen.

Unsere Hoffnungen setzen wir in die künftigen Entwicklungen des AVG-Areals im Ferning, des ELBA-Areals, oder auch den Bereich, wo sich jetzt noch unser Bauhof befindet. Dort wo uns die Grundstücke gehören soll die Stadtbau aktiv werden, nicht nur in der Stadt, sondern auch in den Ortsteilen.

Weitere Hoffnungen setzen wir in die Personalstelle eines/einer Wohnraummanagers/-managerin, die leider noch nicht qualifiziert besetzt werden konnte. Eine Hauptaufgabe wird es sein den Wohnraumleerstand und innerörtliche Baulücken zu erheben und auf die Besitzer einzuwirken Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Über Unterstützungsmöglichkeiten durch die Stadt wird ggfls. zu reden sein.

Darüber hinaus müssen weitere Wohnraumangebote für ältere Menschen geschaffen werden, die in ihrem Wohnumfeld verwurzelt sind, aber aus verschiedenen Gründen nicht mehr in ihren bisherigen Wohnungen und Häusern bleiben können oder wollen.

Wichtig ist uns die Infrastruktur in den Ortsteilen.

Überall verschwinden die Gasthäuser, die Bäcker und Metzger, die kleinen Läden, die Poststellen, die Banken, die Ärzte die Apotheken. Dem gilt es gegenzusteuern. Der dörfliche Charakter muss erhalten und wiederbelebt werden.

In diesem Zusammenhang setzen wir unsere Erwartungen auch in das integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK), in das auch die Ortsteile einbezogen werden.

Wichtig sind uns die Vereine

Die Vereine wurden durch die Coronakrise schwer getroffen. Sportvereine dürfen nicht trainieren, Musik- und Gesang-, oder Fastnachtsvereine nicht proben, geschweige denn auftreten. Das Vereinsleben ist überall fast auf null reduziert, Veranstaltungen können nicht stattfinden, Einnahmen fehlen. Trotz der schwierigen Finanzlage der Stadt bleiben die Vereinsförderrichtlinien und die finanziellen Zuwendungen jedoch auf dem bisherigen Niveau. Die Kosten für zusätzliche Hygienemaßnahmen in den Sport- und Veranstaltungshallen wurden übernommen. Auf Standgebühren für städtische Flächen bei hoffentlich bald wieder möglichen Veranstaltungen, wie z.B. dem Marktfest, wird weitgehend verzichtet. Da die Vereine einen wesentlichen Beitrag zu unserem kommunalen Zusammenleben leisten hoffen wir sehr, dass das Vereinsleben bald wieder Fahrt aufnehmen kann.

Wichtig ist uns der Erhalt von städtischem Vermögen.

Das sogenannte „Tafelsilber“ der Stadt, vor allem Grundstücke und Immobilien müssen für kommende Generationen erhalten und möglichst vermehrt werden. Das sind insbesondere Grundstücke und sonstige Immobilien.

Wir setzen uns dafür ein, dass möglichst keine Erbbaugrundstücke mehr verkauft werden und bei der Erschließung von Neubaugebieten möglichst viele Grundstücke in Erbpacht vergeben werden.

Wichtig ist uns die Unterstützung von Handel und Gewerbe

Um den Bürgerinnen und Bürgern auch künftig eine gute Infrastruktur und der Stadt planbare Gewerbesteuereinnahmen zu erhalten ist es wichtig den Handel und das Gewerbe in unserer Stadt und in den Ortsteilen zu unterstützen.

Leerstände gilt es möglichst zu vermeiden, oder schnellstmöglich wieder zu beseitigen, sofern die Stadt Einfluss auf die betreffenden Flächen nehmen kann.

Wir sprechen uns dafür aus auf freiwerdenden Gewerbeflächen nicht nur Wohnraum, sondern auch Platz für Handel und Gewerbe zu schaffen. Wir wollen unsere breit aufgestellte Mischung aus Industrie, Handel, Gewerbe und Gastronomie bewahren. Wir wollen auch in Zukunft Fachbetriebe für alle möglichen Handwerker- und Dienstleistungen im Ort behalten.

Wir wollen die Arbeitsplätze in Ettlingen erhalten und möglichst vermehren. Mit neuen Arbeitsplatzangeboten, Stichwort: „Wohnen und Arbeiten in Ettlingen“ erreichen wir vielleicht, dass mehr junge Familien nach Ettlingen ziehen. Damit können wir unsere Bevölkerungsanzahl stabil halten und unsere Infrastruktur erhalten.

Nicht zuletzt profitieren wir alle von dem Gewerbe-, Umsatz- und Einkommenssteueraufkommen, das bei uns generiert wird.

Neue Gewerbegebiete, wie sie z.B. am Seehof, oder im Heiligenfeld geplant sind, sollen dennoch behutsam entwickelt werden. Der Flächenverbrauch ist auf das notwendige Maß zu begrenzen. Was zählt ist Klasse, nicht Masse.

Gerade jetzt in und nach der Corona-Pandemie ist es wichtig, dass die Stadt, wo das nötig und möglich ist, Unterstützung leistet und Perspektiven bietet. Wir sind bereit die dafür benötigten Mittel, z.B. für Soforthilfen, Corona-Schnelltests, Hygienemaßnahmen, Mietstundungen, oder -nachlässe, Erlass oder Reduzierung von Gebühren, Organisation und Durchführung von verkaufsfördernden Veranstaltungen etc. zur Verfügung zu stellen. Wir erwarten aber auch ein Entgegenkommen der unterstützten Betriebe, wenn die Zeiten wieder besser sind.

Wichtig sind uns Klimaschutz und der Wald

Um die angepeilten Klimaziele zu erreichen bedarf es weltweit noch vieler Anstrengungen. Ettlingen leistet dazu seinen Beitrag.
Ein paar Beispiele:

Gerade wurde ein ehrgeiziges PV-Projekt auf den Weg gebracht. Auf vielen städtischen Dachflächen werden PV-Anlagen installiert. Ebenso soll eine große Freiflächen-PV-Anlage entstehen.

Nahwärmenetzte werden ausgebaut. Neubauten von Stadt und Stadtbau GmbH entsprechen hohen ökologischen Standards. In den Neubaugebieten in Schluttenbach und Kaserne-Nord kommen ökologisch höchst effektive Energieversorgungskonzepte zum Tragen, die zum Vorbild für künftige Neubaugebiete werden können.

Das Netz von E-Ladestationen wird ständig erweitert. Fahrradmietstationen entstanden an verschiedenen Stellen. Der ÖPNV wird ökologischer, indem künftig mehr E-Busse eingesetzt werden.

Der Service „My Shuttle“ versorgt in Kürze alle Stadtteile und fährt rein elektrisch.

Diese Aufzählung ist nicht vollständig. Bei allem guten Willen und allen Forderungen für weitere Klimaschutzprojekte, darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Stadt auch sparsam und wirtschaftlich handeln muss. Es ist z.B. angesichts der finanziellen Schieflage unseres Haushaltes nicht vertretbar, dass die Stadt Leihfahrradstationen betreibt, weitere E-Tankstellen errichtet, oder PV-Anlagen auf privaten Gebäuden sponsort. Wir bezahlen in Deutschland bereits viele Steuern und Abgaben, und weltweit mit die höchsten Strompreise, zu Gunsten der Energiewende. Da muss nicht auch noch die Kommune über Gebühr mit Steuermitteln in den privaten Markt von Angebot und Nachfrage eingreifen.

Kümmern sollten wir uns verstärkt um den Zustand unseres Waldes, der uns große Sorgen bereitet. Der Wald hat sich in Zeiten von Corona zu einem noch beliebteren Rückzugsort entwickelt, als er ohnehin schon war. Er vermittelt uns Ruhe und Geborgenheit, sorgt für ein gesundes Klima und ist Lebensraum von zahlreichen Tier- und Pflanzenarten. Allerdings verschlechtert sich dieser für Mensch, Tier und Pflanzen überlebenswichtige Zustand des Waldes geradezu dramatisch. Klimaprognosen sagen voraus, dass sich die Situation der Wälder, auch bei uns, nicht verbessern, sondern eher noch verschlechtern wird.

Die vergangenen trockenen und heißen Jahre haben unübersehbare Spuren hinterlassen. Der Boden ist bis in tiefere Schichten ausgetrocknet und fast alle Baumarten leiden unter dem sogenannten „Trockenstress“. An vielen Stellen sieht man verwelkte Baumkronen, abgestorbene Äste und sichtbar kranke Bäume, die schon im Laufe des Sommers ihre Blätter abwerfen. Vor allem die Fichte, bei uns eine der häufigsten Baumarten, ist besonders anfällig und selbst bisher recht klimaresistente Baumarten wie Eiche und Buche sind inzwischen an ihre Grenzen gelangt. Hinzu kamen im August 2019 und im Februar 2020 auch noch zwei verheerende Stürme, die ganz erhebliche Schäden, nämlich 75 Hektar Sturmflächen, in unserem Wald verursacht haben.

Die Beseitigung von Sturmschäden und die Borkenkäferbekämpfung wurden mittlerweile zum Schwerpunkt der Aufgabenbewältigung unserer Forstabteilung. Planmäßiger Holzeinschlag fand nur noch im ersten Quartal 2019 statt.
Die in den letzten drei Jahren entstandenen Schadflächen, wurden mit großem personellem und finanziellem Aufwand so gut wie möglich wieder aufgeforstet.
Durch die Trockenheit starben jedoch viele junge Bäume wieder ab und mussten ersetzt werden. Dank Bewässerungen durch unsere Feuerwehr konnten noch größere Schäden glücklicherweise verhindert werden.

Jahrhundertelang galt Waldbesitz als „Sparkasse der Gemeinden“. Jetzt ist es an der Zeit diese „Kredite“ des Waldes mit Zinsen zurückzuzahlen. Daher müssen wir als politische Verantwortliche unser Augenmerk künftig noch viel stärker auf die Maßnahmen zur Pflege und zum Erhalt unseres Waldes richten. Wir müssen uns darauf einstellen, dass der Wald immer weniger Ertrag abwirft, sondern in Zukunft ein erheblicher Kostenfaktor sein wird. Wir unterstützen ausdrücklich alle Maßnahmen, die ergriffen werden, um den Zustand des Waldes zu erhalten und vor allem wieder zu verbessern, sei es durch Aufforstungen, Wiederbewaldung mit hitzeresistenteren Baumarten und andere Verbesserungsmaßnahmen.

Wir bedanken uns bei den Mitarbeitern der Forstverwaltung für die hervorragende Arbeit, die sie das ganze Jahr über leisten und wünschen ihnen, dass sie immer unfallfrei und gesund von ihren Einsätzen zurückkommen.

Last not but least möchten wir es nicht versäumen uns bei den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen der Stadtverwaltung, der Stadtwerke und der Stadtbau, sowie ganz besonders auch bei den Kolleginnen und Kollegen im Gemeinderat für die stets vertrauensvolle und sachliche Zusammenarbeit im vergangenen Jahr herzlich zu bedanken.

Jürgen Maisch
Fraktionsvorsitzen der Freien Wähler FürEttlingen

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